Internationale Trends

Technologien aus dem Forschungsfeld der digitalen Welt haben in den letzten Jahren kontinuierlich an Aufmerksamkeit eingebüsst, während Energiethemen wichtiger wurden. Das Forschungsfeld Fertigungsverfahren und Materialien fliegt unter dem Radar der Öffentlichkeit – und dies in allen Ländern. Die Aufmerksamkeit für Technologien der Life Sciences bleibt ebenfalls auf relativ tiefem Niveau, hat aber in Österreich und der Schweiz deutlich zugenommen.

Aufmerksamkeit für Technologien im Vergleich

Seit 2018 verfolgt die SATW die Diskussionen auf den offiziellen Twitter-Kanälen (Rebranding ab 2023 zu X) der Hochschulen in sieben Ländern: der Schweiz, in den vier grossen Nachbarländern – Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien – und in Grossbritannien. Neu sind in diesem Jahr auch die Vereinigten Staaten von Amerika hinzugekommen. Insgesamt werden so die Twitter-Aktivitäten von rund 2500 Hochschulen ausgewertet. Die Auswahl der sechs Vergleichsländer erfolgte basierend auf der Schweizer Exportstatistik des Bundesamts für Statistik BFS und bildet die wichtigsten Handelspartner der Schweiz ab.

Eine solche Auswertung zeigt, wie die Hochschulen den technologischen Diskurs in ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Umwelt wahrnehmen. Insofern ermöglicht ein solcher Vergleich, Aussagen darüber zu treffen, welchen Themen wo Aufmerksamkeit zukommt und, da die SATW die Daten für die Jahre 2018 bis 2022 hat, welchen diskursiven Konjunkturen diese Themen unterworfen sind. Ein solcher Vergleich ermöglicht allerdings keine Aussage darüber, wo was und in welcher Intensität beforscht wird, dazu müssten Publikationen und ggf. Patente ausgewertet werden.

Die Länder und ihre Hochschulen

Die sieben Länder unterscheiden sich stark in der Anzahl an Hochschulen. Die Auswahl wird nochmals dadurch eingeschränkt, dass lediglich Institutionen höherer Bildung mit einem eigenen Twitter-Kanal erfasst sind. So befinden sich neben technischen Hochschulen auch Volluniversitäten, Kunst- und pädagogische Hochschulen in der Auswahl. Während die SATW für Österreich gerade einmal 43 Institutionen höherer Bildung mit einem offiziellen Twitter-Kanal erfasst hat, sind es in Deutschland über 260 und in den USA gar 1724.

Anzahl erfasste Hochschulen pro Land bzw. Hochschulen mit mindestens einem Tweet im Zeitraum 2018 bis 2022 zu einer der im Technology Outlook erfassten Technologien (beides in absoluten Zahlen)
  Anzahl erfasste Hochschulen Anzahl Hochschulen mit Tweet zu einem der Themen
Deutschland 266 203
Frankreich 231 224
Grossbritanien 168 161
Italien 81 79
Österreich 43 38
Schweiz 44 39
USA 1724 631
Summe 2557 1375

Anzahl Tweets

Auf den offiziellen Twitter-Kanälen dieser 2557 Hochschulen wurden in den Jahren 2018 bis 2022 2'270’774 Tweets veröffentlicht. Die Tabelle macht deutlich, dass es einen immensen Unterschied zwischen den einzelnen Ländern gibt: So stammen insgesamt deutlich mehr Tweets von den Hochschulen in Frankreich und Grossbritannien als von den Hochschulen in Österreich und der Schweiz. Wird die Anzahl Hochschulen pro Land berücksichtigt und wird für jedes Land die durchschnittliche Anzahl Tweets pro Hochschule und Jahr berechnet, schwingt Grossbritannien mit durchschnittlich 934 pro Hochschule obenaus. Während die Hochschulen in Österreich im Mittel alle drei Tage einen Tweet versenden, sind es in Grossbritannien knapp drei pro Tag und Hochschule. Die Schweiz bewegt sich mit durchschnittlich 260 Tweets pro Hochschule und Jahr im hinteren Mittelfeld.

Anzahl Tweets nach Jahr und Land sowie durchschnittliche Anzahl Tweets pro Hochschule und Jahr
  2018 2019 2020 2021 2022 Summe Durchschnittliche Anzahl Tweets pro Hochschule und Jahr
Deutschland 50’858 47’880 43’506 42’756 40’045 225’045 169
Frankreich 89’697 87’790 72’465 74’575 70’842 395’369 342
Grossbritannien 203’851 175’386 144’853 137’580 123’243 784’913 934
Italien 47’479 42’906 28’250 36’688 33’389 188’712 465
Österreich 7329 6666 5818 7252 7578 34’643 161
Schweiz 11’121 11’206 11’637 11’908 11’472 57’344 260
USA         584’748 584’748 339
Summe 410’335 371’834 306’529 310’759 286’569 2'270’774  

Die obenstehende Tabelle und die nachfolgende Darstellung zeigen, dass in allen Ländern – mit Ausnahme der Schweiz und Österreichs, die beide eine leichte Zunahme vorweisen können – ein Rückgang an Tweets auf den offiziellen Twitter-Kanälen der europäischen Hochschulen stattgefunden hat. Insgesamt ist die Anzahl Tweets in den Jahren 2018 bis 2022 um knapp 37 Prozent zurückgegangen.

Deutschland
Frankreich
Grossbritannien
Italien
Österreich
Schweiz
Summe

Anzahl Tweets nach Land in den Jahren 2018–2022. (Grafik herunterladen: PDF | PNG)

Von diesen rund 2,3 Millionen Tweets haben 19'026 eine im Technology Outlook beschriebene Technologie zum Inhalt. Auch bei diesen für die Auswertung relevanten Tweets fand ein deutlicher Rückgang statt, wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht. Der Rückgang an Tweets mit Bezug auf die im Technology Outlook beschriebenen Technologien beträgt sogar knapp 50 Prozent und unterscheidet sich stark zwischen den Ländern. Insbesondere in Frankreich und Grossbritannien ist die Anzahl an Tweets regelrecht eingebrochen.

Deutschland
Frankreich
Grossbritannien
Italien
Österreich
Schweiz
Summe

Anzahl Tweets mit Bezug auf eine der im Technology Outlook beschriebenen Technologien nach Land in den Jahren 2018 bis 2022. (Grafik herunterladen: PDF | PNG)

Damit sich die Zahlen über die Länder und die Jahre hinweg vergleichen lassen, werden in der Folge nicht einzelne Tweets gezählt, sondern Hochschulen, die sich zu einer Technologie oder einem Forschungsfeld äussern. Diese methodische Umstellung hat zur Folge, dass die Zahlen, die diesem Kapitel zugrunde liegen, nicht mit den korrespondierenden Kapiteln der vorangehenden Technology-Outlook-Ausgaben vergleichbar sind. Gleichzeitig verlieren Hochschulen, die einen einzigen Schwerpunkt haben und zahlreiche Tweets zu diesem Thema veröffentlichen, in dieser Analyse an Gewicht. Umgekehrt erhalten Technologien, die von vielen Hochschulen erwähnt werden, mehr Gewicht.

Forschungsfelder

Die im Technology Outlook aufgeführten Technologien entstammen den vier Forschungsfeldern Digitale Welt, Energie und Umwelt, Fertigungsverfahren und Materialien sowie Life Sciences. Ein Vergleich der Länder hinsichtlich der Forschungsfelder bietet den Vorteil, dass nicht 30 Technologien für sieben Länder verglichen werden müssen, sondern lediglich vier Forschungsfelder. Dadurch, dass die Daten aggregiert werden, sind die Ergebnisse auch aussagekräftiger. Werden Hochschulen gezählt, die sich zu mindestens einer Technologie in dem jeweiligen Forschungsfeld geäussert haben, zeigt sich für das Jahr 2022 folgendes Bild:

Anzahl Hochschulen mit Tweets zu Technologien aus den jeweiligen Forschungsfeldern. Äussert sich eine Hochschule zu mehr als einer Technologie im gleichen Forschungsfeld, wird die Hochschule nur einmal gezählt
  Digitale Welt Energie und Umwelt Fertigungsverfahren und Materialien Life Sciences Summe
Deutschland 103 70 7 30 210
Frankreich 111 69 1 29 210
Grossbritannien 93 52 11 26 182
Italien 40 36 1 24 101
Österreich 19 7 1 5 32
Schweiz 23 17 1 14 55
USA 490 224 11 121 846
Summe 879 475 33 249 1636

Die Tabelle zeigt eindrücklich, dass sich über alle Länder hinweg mehr Hochschulen zu Technologien aus der digitalen Welt äussern als zu den anderen drei Forschungsfeldern zusammen. Die Technologien des Forschungsfeldes Fertigungsverfahren und Materialien sind im Diskurs auf den Twitter-Kanälen der beobachteten Hochschulen quasi inexistent. Die mangelnde Aufmerksamkeit, die Fertigungsverfahren und Materialien zukommt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade die Materialentwicklung zu entscheidenden wissenschaftlichen Durchbrüchen geführt hat, die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Innovationen wie das Touch-Display etwa sind letztlich aus diesem Forschungsfeld hervorgegangen. Dass Materialien also unter dem Radar der Wahrnehmung der Öffentlichkeit fliegen, entspricht auch einer Beobachtung, die sich im Kapitel zu den gesellschaftlichen Auswirkungen zeigt. Doch: Wie kam es dazu? Wie hat sich die Diskussion über die Jahre verändert?

Entwicklung der Tweets zu den jeweiligen Forschungsfeldern

Obwohl es das Narrativ von der Wissenschaft als Elfenbeinturm nach wie vor gibt, stehen Wissenschaftler:innen, Forschungsprogramme und ganze Hochschulen in einem gesellschaftlichen Umfeld, auf das sie reagieren und einwirken. Dabei kommt der Hochschulkommunikation als Schnittstelle zwischen der Hochschule und der für sie als relevant befundenen gesellschaftlichen Umwelt eine wichtige Rolle zu. Dementsprechend lassen thematische Verschiebungen in der Hochschulkommunikation mitunter darauf schliessen, wie aktuell oder relevant ein bestimmtes Thema gerade ist. Da die Daten für die USA lediglich für das Jahr 2022 vorliegen, werden sie für die folgende Analyse nicht berücksichtigt.

Entwicklung der Anzahl Hochschulen mit Tweets zum Forschungsfeld Digitale Welt pro Land. Angegeben ist die Veränderung der Mittelwerte aus den Perioden 2018–2019 und 2021–2022 in Prozentpunkten. (Grafik herunterladen: PDF | PNG)

Auch wenn Digitale Welt noch immer jenes Forschungsfeld ist, das auf den Twitter-Kanälen der Hochschulen mit Abstand am meisten Aufmerksamkeit erhält, zeigt sich, dass die Anzahl an Hochschulen, die sich zu digitalen Technologien geäussert haben, stark rückläufig ist. In Grossbritannien und in der Schweiz hat die Anzahl an Hochschulkanälen mit Tweets zu digitalen Technologien seit 2018 um gut 15 Prozentpunkte abgenommen.

Die nachfolgende Tabelle kann nicht direkt mit der Grafik oben verglichen werden, da die Tabelle die Hochschulen je Technologie zählt, während die Abbildung oben auf der Anzahl sich äussernden Hochschulen je Forschungsfeld basiert. Die Tabelle schlüsselt das Forschungsfeld Digitale Welt in seine Einzeltechnologien auf.

Entwicklung der Anzahl Hochschulen mit Tweets zu den Technologien des Forschungsfelds Digitale Welt. Vergleich der Mittelwerte aus den Perioden 2018–2019 und 2021–2022 in Prozentpunkten
  Deutschland Frankreich Grossbritannien Italien Österreich Schweiz Mittelwert
5G 0,4 -2,8 -1,2 -4,3 3,5 -2,3 -1,1
Autonome Fahrzeuge -5,8 -9,1 -6,0 -0,6 0 -4,6 -4,3
Blockchain -10,2 -0,7 -1,8 -6,2 -16,3 -19,3 -9,1
Building Information Modeling -1,1 -0,4 -1,2 -6,8 0 -1,1 -1,8
Connected Machines -0,6 -3,9 -0,6 0 0 0 -0,8
Digitaler Zwilling 4,0 3,3 3,0 1,9 7,0 4,6 3,9
Extended Reality -4,7 -10,8 -8,0 -7,4 2,3 -9,1 -6,3
Internet of Things -4,9 -13,0 -3,9 -9,3 -5,8 -10,2 -7,8
Photonisch integrierte Schaltkreise 0,2 -0,4 0 0,6 0 1,1 0,3
Quanten- und Postquantenkryptografie 0,6 0,9 0 0,6 0 -1,1 0,2
Quantencomputing 4,5 -0,2 -2,1 4,3 1,2 9,1 2,8

Interessanterweise betrifft der Rückgang jene Technologien mit der höchsten diskursiven Präsenz am stärksten. Gesamteuropäisch haben insbesondere Blockchain (-9,1 Prozentpunkte), Internet of Things (-7,8 Prozentpunkte), Extended Reality (-6,3 Prozentpunkte) und autonome Fahrzeuge (-4,3 Prozentpunkte) an Aufmerksamkeit eingebüsst. Die Aufmerksamkeit für Blockchain und Internet ot Things ist in allen Ländern rückläufig. Extended Reality und autonome Fahrzeuge verlieren in allen Ländern mit Ausnahme von Österreich an Aufmerksamkeit. Gleichzeitig konnte das Thema des digitalen Zwillings in sämtlichen Ländern zulegen. Vergleicht man die Entwicklung auf Social Media mit der Entwicklung in der Quadrantendarstellung, scheint es, als würde das Thema des digitalen Zwillings von der Industrie an die Forschung zurückgegeben.

Bei 5G, den photonisch integrierten Schaltkreisen, der Quanten- und Postquantenkryptografie und Quantencomputing ist die Entwicklung heterogener. Interessant ist, dass Quantencomputing in Österreich auch nach dem an Anton Zeilinger verliehenen Nobelpreis nicht stärker zulegen konnte. Hingegen haben die Hochschulen, die sich hierzulande zu diesem Thema äussern, um 9,1 Prozentpunkte zugenommen. Was einem deutlichen Gewinn an Aufmerksamkeit entspricht.

Entwicklung der Anzahl Hochschulen mit Tweets zum Forschungsfeld Energie und Umwelt pro Land. Angegeben ist die Veränderung der Mittelwerte aus den Perioden 2018–2019 und 2021–2022 in Prozentpunkten. (Grafik herunterladen: PDF | PNG)

Technologien aus dem Forschungsfeld Energie und Umwelt haben überall – ausser in Italien – an Aufmerksamkeit gewonnen. Darin spiegelt sich vornehmlich das erstarkte Interesse an alternativen Energiequellen. Da die Zunahme an Tweets bereits vor dem Krieg in der Ukraine begann, ist davon auszugehen, dass dahinter eher die Sorge um den Klimawandel steht als Diskussionen um die Erhöhung der energetischen Selbstversorgung.

Entwicklung der Anzahl Hochschulen mit Tweets zu den Technologien des Forschungsfelds Energie und Umwelt. Vergleich der Mittelwerte aus den Perioden 2018–2019 und 2021–2022 in Prozentpunkten
  Deutschland Frankreich Grossbritannien Italien Österreich Schweiz Mittelwert
Geothermie 0,6 1,7 -0,3 3,1 0 -1,1 0,7
Künstliche Photosynthese 0,9 -0,7 0 -1,2 1,2 -3,4 -0,5
Mobilitätskonzepte 0 0,7 -0,9 -3,1 -3,5 -9,1 -2,7
Nachhaltige Lebensmittelproduktion 0 0 3,0 -2,5 1,2 0 0,3
Negativemissionstechnologien 1,9 2,4 4,5 1,9 -2,3 4,6 2,1
Photovoltaik 2,6 -3,0 4,5 1,9 2,3 15,9 4,0

Die Entwicklung im Forschungsfeld Energie und Umwelt ist deutlich heterogener und länderspezifischer als jene im Bereich Digitale Welt. Während in der Schweiz insbesondere die Nennungen zu den Themen Photovoltaik (+ 15,9 Prozentpunkte) und Negativemissionstechnologien (+ 4,6 Prozentpunkte) zugenommen haben, haben Mobilitätskonzepte (-9,1 Prozentpunkte), künstliche Photosynthese (-3,4 Prozentpunkte) und Geothermie (-1,1 Prozentpunkt) an Aufmerksamkeit eingebüsst. In Deutschland haben alle Technologien mit Ausnahme von Mobilitätskonzepten und nachhaltiger Lebensmittelproduktion (beide keine Veränderung) leicht zugelegt. Von allen betrachteten Technologien in allen Ländern hat keine so stark an Aufmerksamkeit gewonnen wie die Photovoltaik in der Schweiz.

Fertigungsverfahren und Materialien

Das Forschungsfeld Fertigungsverfahren und Materialien ist das Forschungsfeld mit der geringsten diskursiven Aufmerksamkeit. Da sich nur sehr wenige Hochschulen zu diesen Technologien äussern, lassen sich die Entwicklungen nicht wirklich vergleichen; eine Hochschule mehr oder weniger, die sich zu einer der Technologien äussert, kann einen immensen Unterschied ausmachen. Während in der Ausgabe 2021 des Technology Outlook die Technologie additive Fertigung zu den meistgenannten gehörte, ist sie nicht mehr Teil dieser Erhebung. Da die additiven Fertigungsverfahren unterdessen in vielen Bereichen Produktreife erreicht haben, werden sie am Beispiel von zahlreichen Showcases bearbeitet. Ein vorsichtiger Blick auf die Entwicklung im Forschungsfeld Fertigungsverfahren und Materialien zeigt dennoch eine Zunahme in Deutschland, Grossbritannien und Österreich, während die Aufmerksamkeit für Fertigungsverfahren und Materialien in Frankreich, Italien und in der Schweiz leicht rückläufig ist.

Life Sciences

Die SATW betrachtet nicht etwa die medizinischen, sondern lediglich die technologischen Aspekte der Life Sciences. So setzt sich das Forschungsfeld zusammen aus den Technologien alternative Proteinquellen, Bioinspiration und Biointegration, Biokatalyse, Massenkultivierung von Stammzellen, Mikrobiom, personalisierte Ernährung, Point-of-Care-Testing, Roboterchirurgie und synthetische Biologie.

Entwicklung der Anzahl Hochschulen mit Tweets zum Forschungsfeld Life Sciences pro Land. Angegeben ist die Veränderung der Mittelwerte aus den Perioden 2018–2019 und 2021–2022 in Prozentpunkten. (Grafik herunterladen: PDF | PNG)

Die Technologien aus den Life Sciences haben insgesamt leicht an Aufmerksamkeit verloren ausser in Österreich, in der Schweiz und in Frankreich, wo sie leicht zugelegt haben. Dies mag im Hinblick auf die Wichtigkeit der Life Sciences für die Bekämpfung der Corona-Pandemie erstaunen, dürfte aber mit dem Fokus der SATW zusammenhängen. Ein Blick auf die Technologien aus diesem Forschungsfeld liefert ein etwas detaillierteres Bild der Entwicklung.

Entwicklung der Anzahl Hochschulen mit Tweets zu den Technologien des Forschungsfelds Life Sciences. Vergleich der Mittelwerte aus den Perioden 2018–2019 und 2021–2022 in Prozentpunkten
  Deutschland Frankreich Grossbritannien Italien Österreich Schweiz Mittelwert
Alternative Proteinquellen -1,1 -0,4 0,6 -0,6 -1,2 -3,4 -1,0
Bioinspiration und Biointegration 1,1 0 1,2 0,6 0 2,3 0,7
Biokatalyse -0,8 0 0,3 -0,6 -1,2 2,3 0,0
Massenkultivierung von Stammzellen -3,0 -1,3 -4,5 -16,1 1,2 -4,6 -4,7
Mikrobiom 1,5 3,0 0,6 -1,9 5,8 5,7 2,5
Personalisierte Ernährung -0,8 -0,4 0 -2,5 0 -2,3 -1,0
Point-of-Care-Testing 0 0 0 0 0 0 0
Roboterchirurgie 1,1 -0,2 -1,2 -1,2 0 4,6 0,5
Synthetische Biologie 0 -0,9 -1,5 -0,6 3,5 2,3 0,5

Insbesondere die Entwicklungen der Technologien Biokatalyse und Mikrobiom sind im Ländervergleich interessant. Hochschulen, die sich zum Thema Biokatalyse äussern, sind in allen Ländern rückläufig oder gleichbleibend mit Ausnahmen der Schweiz (+2,3 Prozentpunkte) und Grossbritanniens (+0,3 Prozentpunkte).

Die Entwicklung der Tweets zum Thema Mikrobiom ist fast durchgehend positiv. Allerdings ist diese nirgends so deutlich wie in Österreich (+5,8 Prozentpunkte) und der Schweiz (+5,7 Prozentpunkte). Ein Blick auf die Tweets der österreichischen Universitäten aus dem Jahr 2022 zeigt, dass sie von der Medizinischen Universität Wien, der Medizinischen Universität Graz und der Universität Wien stammen. An allen drei Universitäten wurden in den letzten Jahren Zentren für Mikrobiomforschung geschaffen. Die Inhalte der Tweets behandeln erhaltene Forschungsstipendien, Studienergebnisse und verweisen auf den unterdessen im kollektiven Bewusstsein angekommenen Zusammenhang von Gesundheit und Mikrobiom.

Von den elf Schweizer Tweets zum Thema Mikrobiom entstammen alle (mit einer Ausnahme) der französischsprachigen Schweiz: Sie wurden vom Centre hospitalier universitaire vaudois CHUV, von der Universität Genf und dem Universitätsspital Genf gepostet. Sie behandeln ebenfalls die Themen Mikrobiom und Gesundheit, scheinen insgesamt aber etwas technologischer ausgerichtet als die Tweets aus Österreich. So thematisieren sie Behandlungen, den Zusammenhang von Verdauung und Mikrobiom, genetische Werkzeuge zum Verständnis der Wechselwirkung zwischen Organismus und seinem Mikrobiom sowie Konferenzen.