Medikationscoach gegen zu viele Köche

Bestimmt kennen Sie einen Menschen, der infolge einer Krankheit verschiedene Medikamente zu unterschiedlichen Tageszeiten einnehmen muss: manche unabhängig vom Essen, andere vor und wieder andere nach dem Essen. Dies führt rasch zu Überforderung. Fachleute gehen davon aus, dass das Risiko falscher Medikamenteneinnahme ab drei bis vier unterschiedlichen Medikamenten stark ansteigt. 

Bild: Innovation 6 AG

In der Schweiz nehmen rund 2,2 Millionen Menschen regelmässig Medikamente ein. Etwa 800'000 davon nehmen diese nicht wie vom ärztlichen Personal verschrieben ein, halten sich also nicht an die medizinischen Vorgaben. Die Folgen davon sind unnötige Gesundheitskosten durch Folgeschäden, etwa Antibiotikaresistenzen. Zusätzlich sorgen falsch eingenommene Medikamente für Therapien, die weniger erfolgreich sind, als sie sein könnten. Sven Beichler, Gründer und Geschäftsführer von Innovation 6, wollte diesem Missstand etwas entgegensetzen und entwickelte die App TOM Medications (kurz: TOM). Der digitale Medikationscoach unterstützt die Nutzer:innen der App beim Befolgen von Therapien. 

TOM ist nicht spezialisiert auf bestimmte Krankheitsbilder oder einen spezifischen Medikationsplan. Die App lässt sich nach den individuellen Bedürfnissen der Patient:innen konfigurieren. Sven Beichler formuliert es so: «Eine Schmerztherapie stellt ganz andere Anforderungen an einen digitalen Coach als beispielsweise die Medikamentation von Bluthochdruck und Altersdiabetes.»  

Medikationsplan und Gesundheitsprotokoll 

Nutzer:innen erfassen ihre Medikamente manuell oder mit dem QR-Code auf dem digitalen Medikationsplan, dem eMediplan. Werden die Medikamente mit dem QR-Code erfasst, weiss die App für jedes Medikament, wann der behandelte Mensch welches Medikament wie einnehmen muss, ob zu einer bestimmten Zeit, vor oder nach dem Essen. Nach Bedarf kann die App die Nutzer:innen auch an die Einnahme erinnern. Zusätzlich können auch andere Elemente einer Behandlung erfasst werden, etwa Erinnerungen an das Trinken von Wasser, an das Messen des Blutzuckerspiegels oder des Blutdrucks. Damit ist die App nicht nur Coach, sondern auch Gesundheitsprotokoll, das bei gewissenhafter Führung dem behandelnden Personal einen detaillierten Einblick in die Vitalparameter der behandelten Person gibt. Zusätzlich ermöglicht die App, das Anlegen von virtuellen Medikamentenvorratsschränken. Aufgrund von Packungsgrössen weiss die App, wann welche Medikamente nachgekauft werden müssen. 

Zwischen Forschung und Schutz der Privatsphäre 

TOM erhebt keine Personendaten. Damit müssen die Daten beim Speichern auf den Servern nicht anonymisiert werden, weil sie es schon sind, und es stellen sich für Innovation 6 keine Fragen, wie sich die Daten anonymisieren lassen. Dennoch wird Cybersicherheit bei TOM grossgeschrieben.  

Obwohl keine Personendaten erfasst werden, eignen sich die Medikationsdaten für pharmakologische Studien. Bisher hat TOM rund eine Milliarde Datenpunkte gesammelt, die wertvolle Einsichten für wissenschaftliche Studien generieren. Zudem bietet TOM Gesundheitsdienstleistenden die Möglichkeit, Befragungen von Patient:innen auf der App zu schalten, die aufgrund der Medikationsdaten sehr passgenau auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten werden können.  

Menschenzentriertes Design 

Die Entwickler:innen von TOM befolgen den Grundsatz, die App nach Wünschen der Nutzenden zu entwickeln. Wünschen sich mindestens hundert Personen ein neues Feature, wird es implementiert. Wenn hundert Personen sich über eine Funktion beklagen, wird sie geändert. Dadurch soll die App so nah an den Bedürfnissen ihrer Nutzer:innen wie möglich sein und dennoch der klaren Vision folgen, dass gesellschaftlich die Therapietreue verbessert werden muss.  

Weiterführende Links