Die Arbeit im Auge behalten mit der AR-Brille Almer Arc

Das Berner Unternehmen Almer Technologies entwickelt und produziert in der Schweiz ein Augmented-Reality-Headset – die Almer Arc. Das Headset ist in der Lage, Fachpersonen in der Logistik, in der Montage, in der Wartung und sogar im Operationssaal zu unterstützen.  

Bild: Almer Technologies AG

Die Maschinenkonfiguration wird zum Kinderspiel 

Eine schwierige Konfiguration an einer Maschine steht an. Diese muss darüber hinaus auch noch schnell gehen. Da der Hersteller dieser Maschine weit weg, vielleicht in den USA oder in Japan ist, kostet es zu viel und dauert es zu lange, um eine fachkundige Person für diese Umstellung einfliegen zu lassen. Die entsprechende Konfiguration ganz ohne Hilfe zu erledigen, trauen Sie sich nicht. 

Das Berner Unternehmen Almer Technologies entwickelt Augmented-Reality-Headsets, die in solchen und ähnlichen Fällen Abhilfe schaffen. Das Headset ist ausgestattet mit einer Kamera, vier Mikrofonen und einem Bildschirm. Der Bildschirm befindet sich im Sichtfeld des einen Auges und ist bei Nichtgebrauch wie eine normale Brille durchsichtig. Bei Bedarf kann das Display Informationen in Form von Manuals, Lernvideos oder CAD-Files anzeigen oder eine:n Servicetechniker:in per Videoanruf zuschalten. Gleichzeitig kann der zugeschalteten Person Zugriff auf den Videostream der Kamera gegeben werden. Dadurch sieht die zugeschaltete Person das, was die Person vor Ort sieht und kann, zum Beispiel Anweisungen und Ratschläge erteilen. Das Gerät lässt sich sowohl über Knöpfe als auch mittels Sprache steuern. Was man als Spielerei von Anwendungen im Bereich des Smart Homes kennt, hat bei industriellen Anwendungen den Vorteil, dass die Hände frei bleiben und das Headset auch mit klobigen Schutzhandschuhen bedient werden kann. 

Anwendungen über die Industrie hinaus 

Das Gros der Kund:innen von Almer Technologies nutzen das Produkt, um den Mitarbeitenden Arbeitsinstruktionen auf einem Display anzuzeigen. Neben der Montage kommt die Brille auch in der Logistik zum Einsatz; sie gibt der entsprechenden Fachperson Anweisungen, welche Güter zusammengestellt werden müssen. Checklisten kann der Nutzer oder die Nutzerin per mündlicher Sprache oder durch das Scannen von QR- oder Barcodes abarbeiten. «In der Logistik etwa ermöglicht unser Headset Effizienzsteigerungen von rund 30 Prozent», so Timon Binder, CTO und Mitgründer von Almer Technologies.  

Derzeit wird das Headset für den medizinischen Einsatz getestet. Zum Beispiel könnte die Almer Arc bei komplizierten Operationen, etwa am Rückenmark, zum Einsatz kommen. Einerseits filmt sie die Operation und lässt so Auszubildende an einer solchen Operation teilhaben; andererseits kann das Headset auch dazu verwendet werden, um Expert:innen zuzuschalten, die sich nicht im Operationssaal befinden.  

Die virtuelle Brille im Abo 

«Einfachheit ist Teil der DNA von Almer Technologies», sagt Timon Binder, «uns ist es ein grosses Anliegen, dass Almer Arc intuitiv zu bedienen ist und keine stundenlange Konfiguration benötigt. Und diese Einfachheit widerspiegelt sich auch im Geschäftsmodell». Aus diesem Grund bietet Almer Technologies ihre AR-Brille als Hardware-as-a-Service, also in einem Abo-Modell an. Das hat den Vorteil, dass die Brillen bei Schäden ersetzt werden, dass Kund:innen jederzeit eine aktuelle Version haben und der Austausch zwischen Almer Technologies und ihren Kund:innen gewährleistet bleibt. So wird die Almer Arc denn auch insbesondere dort weiterentwickelt, wo es die Kund:innen wünschen.  

Die Basis, Hardware und Betriebssystem, werden von Almer Technologies entwickelt. Konkrete Anwendungen werden von Drittanbietern entwickelt oder für das Headset angepasst. So haben Almer Technologies und der deutsche Softwarehersteller Teamviewer Anfang 2024 eine Zusammenarbeit bekannt gegeben. Ziel ist, dass Kund:innen eine Kombination aus Hard- und Software erhalten, die sofort einsatzbereit ist. 

Entwickelt und gebaut wird in der Schweiz 

Almer Technologies entwickelt die Almer Arc in Bern, gebaut wird sie in Zofingen. Das Unternehmen legt grossen Wert darauf, hochwertige Komponenten zu verbauen und möglichst viel selbst zu entwickeln. Dort, wo Komponenten eingekauft werden oder auf Open Source zurückgegriffen wird, soll möglichst viel Know-how und Verständnis firmenintern aufgebaut werden. «Es ist für unser Produkt und unser Unternehmen zentral, dass wir verstehen, was wir tun», sagt Binder.  

Künftig soll die Almer Arc auch einen intelligenten Assistenten erhalten, der die Art der Aufgabe erkennt und, wenn dieselbe Aufgabe mehrfach anfällt, Hilfestellungen anbietet. Dies kann beispielsweise eine Videoaufnahme eines früheren Durchgangs oder eine entsprechende Checkliste sein.  

Binder sieht die Chancen für sein Headset insbesondere im professionellen Einsatz. Insofern wird es vorerst ein Nischenprodukt bleiben. Binder geht davon aus, dass die grossen IT-Konzerne ähnliche Produkte entwickeln werden. Dennoch rechnet er damit, dass Almer Technologies entscheidende Wettbewerbsvorteile hat. Zum einen, weil die Schweiz über eine Vielzahl von sehr gut ausgebildeten IT-Fachkräften verfügt, die ein breites Verständnis der notwendigen Felder und der Schweizer Firmenkultur mitbringen. Zudem ist ein kleines Unternehmen wie Almer Technologies wendig und kann schnell und unkompliziert auf Bedürfnisse und Marktveränderungen eingehen, was Produkte von kleinen Herstellern wie Almer Technologies für den professionellen Einsatz interessant macht. 

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